Der Ärger über die ersten 45 Minuten war bei Gramzows Trainer Daniel Ruff allerdings hauptsächlich deshalb so groß, weil seine Mannschaft selbst schon früh in Führung gehen hätte können. Ein über die linke Seite vorgetragener Angriff durch Sören Seethaler fand genau im richtigen Moment in Guido Reich einen Abnehmer, dessen Lupfer über den heraus eilenden Gästekeeper allerdings knapp am linken Pfosten vorbei strich (4.). Damit schien der Auftakt zu einer interessanten Partie gemacht zu sein, denn die Duelle zwischen Gramzow und Joachimsthal versprachen in der Vergangenheit immer viele Tore. Auch der FSV machte bereits in der Anfangsphase nachhaltig auf sich aufmerksam, als nach 12 Minuten ein gefährlicher Angriff über die starke linke Angriffsseite zum 1:0 für die Gäste führte. Als Schneider hierbei clever auf den bis an der Gramzower Strafraum mitgelaufenen Mitspieler zurück legte, überraschte dieser den Gramzower Keeper mit einem straffen Flachschuss in die kurze Ecke (12.). Fast im Gegenzug hatte dann wieder Gramzow eine gute Gelegenheit, doch der einschussbereite Florian Andres, der heute etwas offensiver agieren durfte, wurde im letzten Moment an einem platzierten Torversuch gehindert (15.). In der Folgezeit unterschieden sich die Spielweisen der Mannschaften entsprechend des Spielstandes, denn während die Gäste mit dem 1:0 im Rücken sicher und kompakt standen und sporadische Konter fuhren, wollte der VfB zwar mit Macht den Ausgleich erzwingen, fehlten ihm jedoch die spielerischen Mittel dazu. Zwei gute Chancen konnten sich die Platzherren nichts desto trotz erspielen, doch sowohl Sören Seethaler, der eine Kuboth-Eingabe nur mit der Fußspitze erreichte (25.), als auch Maik Zürner, dessen Schussversuch aus spitzem Winkel abgeblockt wurde (35.), war kein Torerfolg vergönnt.
Auf der anderen Seite machte es der FSV vor, wie effektiv eine clevere Kontertaktik aussehen kann, wenn auch das 2:0 unter Mithilfe des Gramzower Keepers aus einem eher harmlosen Distanzschuss entstand (39.). Dieses 0:2 traf den VfB kurz vor der Halbzeit mitten in die, wenn auch nur selten gefährlichen, Versuche, den Ausgleich noch vor der Pause zu erzielen. Doch selbst bei diesem Ergebnis sollte es nicht bis zur Pause bleiben, denn in Minute 40 konnte der Gast sogar auf 3:0 erhöhen. In der Entstehung dieses Treffers hatte der VfB nicht nur die Kopfballabnahme der Joachimsthaler Ecke nicht zu verhindern gewusst, als auch den Torschützen allein am 5-Meter-Raum agieren lassen. Folgerichtig machte die Effektivität also den Unterschied in den aus Gramzower Sicht ernüchternden ersten 45 Minuten.
Nach dem Seitenwechsel hätte den Platzherren vor allem ein schneller 1:3 Anschlusstreffer geholfen, wieder etwas Hoffnung zu schöpfen. Doch dazu kam es nicht, stattdessen gelang dem VfB weiterhin wenige flüssige Kombinationen, die Stürmer Zürner und Reich sahen sich zu jeder Zeit einer Überzahl an FSV-Verteidigern gegenüber, während sie wenig Unterstützung über die Flügelpositionen erhielten. So reichte den Joachimsthalern eine lockere zweite Hälfte, um nicht mehr in arge Bedrängnis zu geraten. Daran änderte auch die Hereinnahme von Felix Ziem als dritten Gramzower Angreifer nichts (49.), der Eingewechselte sorgte zumindest mit einem Solo und einem Distanzschuss knapp neben das Gehäuse für die einzige echte VfB-Chance in Durchgang zwei (76.). Die letzten Hoffnungen der Gramzower Anhänger waren jedoch bereits früher gestorben, denn die Gäste erzielten nach 63 Minuten über die rechte Angriffsseite vorgetragen das 4:0. Dass es in der Folge nicht noch mehr Tore für den FSV zu sehen gab, lag vor allem im halbherzigen Ausspielen der einen oder anderen guten Konterchance gegen die weit aufgerückte VfB-Hintermannschaft. Den Schlusspunkt in einer enttäuschenden Partie des VfB Gramzow setzte dann Guido Reich, der in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter verwandelte (90+1).
Dieser Treffer konnte der Einschätzung der Partie nach Abpfiff allerdings keine positive Wendung mehr geben. Die Gramzower rannten nach den vergebenen Torchancen aus der Anfangsphase der Partie einem hohen Rückstand hinterher, den man durch oft ideenloses und umständliches Angriffspiel in Durchgang zwei nicht mehr aufholen konnte. Der Gast aus Joachimsthal hingegen bestätigte die gute Form der ersten Saisonspiele und gewann dank Cleverness, gutem Flügelspiel und vor allem Effektivität verdient.