Aus dem Uckermarkkurier vom 09.12.02
"Abhaken und schnell vergessen"
Victoria Templin-Angermünder FC 1:4 - Trainer Braun fordert konsequentere AbwehrDie Euphorie der Templiner Fußballfreunde erhielt einen kleinen Dämpfer, die kleine Serie hat ein Ende. Landesklasse-Vertreter SC Victoria verlor das uckermärkische Derby gegen den Angermünder FC auf eigenem Platz klar 1:4.
Es waren 90 Minuten voller Rutschpartien und Gestochere. Bei Sonnenschein aber sechs Kältegraden war der Rasen im Stadion der Freundschaft knüppelhart. Ein wahrer Beton- Streusel- Boden. Denn dort, wo sich bei Regenmatsch Dellen und Klumpen gebildet hatten, ergab der starke Frost einen sehr unebenen und, wo sich einst die Nässe gesammelt hatte, plötzlich einen sehr glatten Untergrund.
Das kann aber keine Entschuldigung sein, dass sich die Templiner so verhalten präsentierten. "Warum spielen die denn nicht steil nach vorn und setzten die AFC- Abwehr mehr unter Druck. Die müssen doch sehen, wie schwer das unsere Abwehr bei diesen Bedingungen hat", fluchte Victoria- Oldie Manfred Markhoff auf der Bank. Er saß als Torwart- Auswechsler parat und musste zusehen, wie die Männer um Robert Hämling aus der Abwehrzone des SC Victoria mit zunehmender Spielzeit eine Gefahrenzone werden ließen.
Lange Zeit verhinderten Fehler auf beiden Seiten verheißungsvolle Situationen. Nach gut 30 Minuten fanden die Angermünder jedoch das bessere Konzept. Lange Dribblings wurden vermieden. In die Gefahrenzone schickte man den leichtfüßigen Redepenning - der stets über Außen für Gefahr sorgte - und Mirko Franz in der Mitte.
Zwar hatten die Templiner durch Christian Bock zunächst die größere Chance (32.), als er mit einem Schuss aus spitzem Winkel AFC- Keeper Trojan zur blitzschnellen Reaktion herausforderte. Aber dann war AFC- Time. Schon als Giese auf der Linie für den ausmanövrierten Keeper Müller klären musste, hätten die Templiner aufwachen müssen. Doch durch Redepenning, Franz und Frommann gab es dann in kurzer Folge mehrere verheißungsvolle "Dinger". Die kleine AFC- Fanschar zählte schon die Chancen mit. Bei Nummer fünf in Folge konnte sie jubeln. Mirko Franz war im Gewühl der energischere. Irgendwie kam er mit der Spitze gerade noch an den Ball und stocherte das Leder zum 1:0 (38.) ins Netz.
Das Pausengespräch, in dem Victoriatrainer Ulf Braun mehr Konsequenz - "hinten den Ball raus und vorn direkter" - gefordert hatte, schienen seine Männer bald vergessen zu haben. Was von ihnen verlangt worden war, machten die Angermünder vor. Ihr Abwehrriegel war kompromisslos. Rechtsaußen setzte sich Redepenning gut in Szene und sorgte für das 2:0 (65.). Das 3:0 (69.) ging zu 90 Prozent auf seine Kappe, denn nach Hämling- Patzer tanzte er sich an der Grundlinie von rechts durch, schob vor Torwart Müller den Ball locker zu Mirko Franz, der aus Nahdistanz nur den Fuß hinzuhalten brauchte.
Erst jetzt wachten die Templiner auf. Plötzlich rollte Welle über Welle in Richtung AFC- Strafraum. Wieder einmal von Robert Pintaske mitgerissen, kam Stimmung auf. Dessen Vorarbeit nutzte Sven Umlauf zum 1:3 (74.). Danach verpassten Pintaske mit gekonntem Volleyschuss und Umlauf am Fünfmeterraum knapp. Eine neuerliche Unentschlossenheit in der Abwehr - Zehm hätte den Ball an der Außenlinie wegschlagen müssen - brachte das alles entscheidende 1:4 (88.). Wieder war Redepenning der Nutznießer, diesmal aber Enrico Grimpe der Vollstrecker.
"Abhaken und schnell vergessen", so das Braun-Fazit. "Alles, was wir falsch machen konnten, haben wir auch zur Freude des Gegners getan. Das darf uns in einer Woche gegen Häsen nicht passieren."
Torschützen:
0:1 Mirco Franz (38.)
0:2 Redepenning (65.)
0:3 Mirko Franz (69.)
1:3 Sven Umlauf (74.)
1:4 Enrico Grimpe (88.)
Templin:
Müller, Giese, Seiler, Hämling (ab 81. Zehm), Stäck, Aust, Umlauf, Pintaske, Bock, Schottke, Höhn
Angermünde:
Trojan, Müller, Fandrich, Lietz, Dieckow, Ziele, Redepenning, Frommann, Schön, Franz, Radloff
Marko Tietz